Sonntag, 21. November 2010

#32: SuperBravo & Unbunny, 20.11.10


Konzert: SuperBravo (Sängerin Holden) & Unbunny

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 32
Datum: 20.11.2010
Zuschauer: um die 40 oder so
Konzertdauer: pro Künstler je 45 Minuten





In einem Buch über Etikette und Benimm habe ich mal gelesen, das man es nicht machen soll, aber ich tue es trotzdem: Ich lobe diesmal an erster Stelle meine Frau. Sie war (genau wie ich im Übrigen) sehr müde und abgekämpft von der Arbeitswoche und nervlich extrem dünnhäutig. Lust, Baguettes für 40 Leuten vorzubereiten, hatte sie deshalb nur sehr bedingt. Dennoch hat sie ingesamt 15 Stangenbrote auf kreative Weise mit schmackhaften Zutaten belegt, eine hausgemachte Mayonnaise hergestellt und die Leute bestens verköstigt. Aber nicht, daß ihr denkt, ich würde mich wie ein Pascha zurücklehnen und diesen Teil der Sessions komplett der Frau im Hause überlassen. Die Einkäufe erledige ich alleine und die Damen in der Boulangerie (Bäckerei) schauten mich schon etwas seltsam an, als ich mit einem riesigen Sack mit 15 Baguettes unter dem Arm den Laden verließ. In der anderen Hand hatte ich zwei Blumensträuße, weil ich immer frische Blumen für die Musiker und die gesamte Atmosphäre haben möchte. Dann fiel mir ein, daß ich auch noch Pfeffer und Salz besorgen musste, was zur Folge hatte, daß ich in einem knackvollen Supermarkt hinter Leuten anstehen musste, die ihre gesamten Wocheneinkäufe an diesem Samstag erledigten. Zu Hause angekommen, stellten wir zehn Minuten später fest, daß uns die Butter ausgegangen war. Die Atmosphäre war angespannt (um es einmal vorsichtig auszudrücken), zumal ich die Künstler für 17 Uhr geladen hatte und es inzwischen bereits 16 Uhr 45 war. In diesem Moment hätten wir wirklich am liebsten alles hingeworfen und uns im Bett die Decke über den Kopf gezogen. Dann funktionierte Céciles iphone nicht mehr, ein Drama für sie, sie ist süchtig nach diesem Ding! Außerdem wollten uns ja auch Gäste anrufen. Zu allem Überfluss fand ich meine Haustürschlüssel nicht mehr, obwohl ich eine viertel Stunde nach ihnen suchte. Mit dem Schlüsseln meiner Frau rannte ich in den kleinen Supermarkt um die Ecke, der gerade dabei war zu schließen. Glücklicherweise konnte ich die zwei Päckchen Butter noch erstehen. Kurz nach 5 stand dann Armelle alias SuperBravo vor unserer Haustür. Die Baguettes waren noch nicht fertig. Nett wie sie ist, packte sie sofort mit an und half bei den Vorbereitungen mit. Als wir aber einen kurzen Soundcheck durchführen wollten, bemerkte sie, daß sie ihr Mikro vergessen hatte und das brauchte sie für ihre gesampelten Passagen unbedingt. Also fuhr sie kurzerhand in ihre Wohnung zurück. Hilfe, es war alles so chaotisch! Die Gäste tröpfelten ein, aber die Künstler waren nicht da! Mist! Normalerweise zitiere ich sie immer extra eine Stunde früher zu uns, um alles in Ruhe vorzubereiten. Superbravo war also wieder weg und Unbunny noch nicht da. Ein kleines Drama, aber vor meinen Gästen tat ich so, als sei ich bestens drauf, obwohl ich innerlich bebte. Achso: hatte ich erwähnt, daß die Glühbirne im Bad kaputtging? Da wo sich die Gäste nach dem Toilettengang die Hände waschen, you know? Und die Konstruktion so scheiße ist, daß man erst eine Vorkehrung abmontieren muss (wozu man eine Leiter braucht), bevor man die neue Birne anbringen kann?! Zeit dafür hatten wir keine. Wie auch? Also stellte ich behelfsweise ein kleines Teelicht ins Bad. Ach irgendwie lief alles schief!



Aber es wurde alles gut...

Wie gut, erzähle ich, wenn ich ausgeschlafen bin. Achso: ich habe meine Haustürschlüssel wiedergefunden. Sie waren in die Sofaritze gerutscht.


Montag, 8. November 2010

#31: Les Shelleys & Gregory And The Hawk & Snailhouse, 07.11.10


Konzert: Les Shelleys, Gregory & The Hawk, Snailhouse

Ort: ein Wohnzimmer mit einem versifften Teppich irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 30
Datum: 07.11.2010
Zuschauer: keine Anhnung. 40? 50? Ich blick' da nicht mehr durch...
Konzertdauer: pro Künstler etwa 35 Minuten


Ok, Meredith aka Gregory and The Hawk fand es seltsam, daß sie eine CD von Jack Johnson in meiner Schrankwand entdeckte (wann habe ich die denn gekauft?? gehört habe ich sie höchstens ein mal), aber ich glaube, daß sie und die anderen famosen Künstler des heutigen Abends sich trotzdem wohlgefühlt haben. Meredith mag jetzt glauben, daß ich einen beschissenen Musikgeschmack habe, aber sie sorgte selbst dafür, daß mehr gute CDs hinzukommen, denn ich habe ihr hinterher glatt ihr Gesamtwerk abgenommen. Mit ihrer süßen Kleinmädchenstimme bezirzte sie mich von der ersten bis zur letzten Minute ihres sublimen Sets. Ich schmolz dahin, als sie von der Gitarre zur kleinen Harfe wechselte und auf dem Boden kauernd eine ihrer herzerweichenden Balladen spielte. Ich hätte ihr stundenlang zuhören können!





Kurios: Ohne es zu wissen hatte ich Meredith vor ein paar Tagen auf einer großen Bühne gesehen. Sie sang beim Konzert von Mice Parade im Café de la danse mit und Adam Pierce, der Sänger von Mice Parade stand heute zu meiner größten Verblüffung ebenfalls in meiner Küche. Er war aber "nur" Zuschauer, spielte selbst nicht, sondern trank lieber Bier (oder war es Wein?).



Zweiter Act des schönen Abends war das Duo Tom Brosseau & Angela Correa aka Les Shelleys, die originelle Coverversionen zum Besten gaben. Der Evergreen Somethin' Stupid von Nancy und Frank Sinatra wurde in ganz neuem Gewande, aber relativ nah am Original präsentiert und am Ende spielten sie Green Door, einen Klassiker von Bob Davie/Marvin Moore (Lyrics) den ich in der Version von Elvis-Klon Shakin Stevens kannte. Amüsant: bei Green Door von Shaky handelt es sich um meine allererste selbstgekaufte Platte. 1981 war das. Da waren einige unserer heutigen Zuschauer noch gar nicht geboren...

Ein stimmunsvolles, charmantes Konzert!






Als Letzte hetzte ich die Kanadier Snailhouse auf meine Gäste. Ein Dreier, in dem zwei Mikes und ein Kyle (am Bass) spielten. Mike Feuerstack, der Chef der netten Truppe, hatte vorher genau wie Meredith meine CD Sammlung inspiziert, dort aber aus seiner Sicht Erfreulicheres als Jack Johnson gefunden. Silberlinge von Arcade Fire nämlich, mit dessen Drummer Jeremy Gara Mike zusammengearbeitet hat (Jeremy fungierte als Producer). Der Auftritt von Snailhouse war der am stärksten instrumentierte des heutigen abends, denn Feuerstack sang laut und eindringlich und Basser Kyle hatte sein Instrument an den Verstärker angeschlossen. Zudem spielte der andere Mike mit einem Schneebesen Schlagzeug. Mein Freund Sebastian, der schon auf vielen vorigen Sessions zugegen war, sprach hinterher vom besten Konzert, daß er je in unserer Wohnstube gehört hatte.

Insgesamt: wundervoll! Danke an alle die gekommen sind, so aufmerksam und vorbildlich leise zugehört, Geld in den Hut geworfen und CDs gekauft haben. Auch Musiker müssen von irgend etwas leben, um ihre schöne Kunst weitertreiben zu können. Und ich bin sicher, daß niemand die CD Käufe bereuen wird.

Merci tout le monde. Vous étiez magnifique! À la prochaine!

Fotos und mehr Videos (danke schon einmal an Uschi für die obigen Mittschnitte!) in Kürze!

Gregory and The Hawk & Les Shelleys auf Tour in Deutschland:

15.11.2010: Hafen 2, Offenbach
16.11.2010: Mondial Halle @ Cafe Keese, Hamburg
17.11.2010: In Love With, Berlin, 19 Uhr
17.11.2010: Bang Bang Club, Berlin, 23 Uhr

außerdem:

25.11.2010: Claques 2 Festival, Lausanne, Schweiz
26.11.2010: Helsinki, Zürich

Die letzten Tourdaten von Snailhouse:

08.11.2010: Dwaze Zaken, Amsterdam
09.11.2010: Brause, Düsseldorf
10.11.2010: Kult 41, Bonn

-Sehr lesenswert: Top Blogger Eike vom Klienicum zu Gregory and The Hawk, klick!
und zu Les Shelleys, klick!
- Tres belle chronique en français de ce concert par Mickael sur PopNews, ici